Kinder- und Jugendheilkunde im PVZ Traun: Langfristige Begleitung junger Menschen
Mit dem Start des Primärversorgungszentrums (PVZ) in Traun am 9. Jänner 2023 wechseln die beiden Fachärzt*innen für Kinder- und Jugendheilkunde, Dr.in Lydia Obernosterer und Dr. Thomas Hofer, vom Krankenhaus in den niedergelassenen Bereich. Beide kennen sich seit Jahren aus dem Spitalsalltag und finden, es ist Zeit für einen neuen Abschnitt. Ihre Gründe für den Wechsel, ihre Wünsche für die Zukunft sowie die Antworten auf die Frage, warum sie eigentlich gerne mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, erzählen sie im Interview.
Sie beiden kommen aus dem Klinikbereich, daher die fast logische Einstiegsfrage: Was war ausschlaggebend für den Wechsel in den niedergelassenen Bereich? Und warum gerade ein Primärversorgungszentrum und keine Einzelpraxis?
Lydia Obernosterer: Wenn man im Krankenhaus arbeitet, kommt irgendwann der Zeitpunkt, wo man überlegt, bleibt man oder will man sich je nach Lebenssituation beruflich nochmals neu orientieren. Für den niedergelassenen Bereich spricht die Möglichkeit, junge Menschen und ihre Familien langfristig zu begleiten. Das Arbeiten im multiprofessionellen Team habe ich im Krankenhaus schätzen gelernt und würde ich nicht gänzlich missen wollen. All das ist nun auch im Rahmen des PVZ möglich.
Thomas Hofer: Bei mir kam dazu, dass meine Lebensgefährtin ebenfalls Medizinerin ist und aufgrund ihrer Fachrichtung ans Spital gebunden ist. Man kann sich vorstellen: Zwei Mediziner*innen mit jeweils Nachtdiensten sind nicht unbedingt die familienfreundlichste Variante. Lydia Obernosterer und ich arbeiten seit Jahren eng und sehr gut zusammen – auch dieses Arbeiten im Team mit wechselseitiger Vertretung kommt mir und meiner Familie hier natürlich zugute. Zudem hat mir das Arbeiten in der Ambulanz und die damit verbundene Abwechslung und Vielfalt schon immer Spaß gemacht. Durch unsere Spezialambulanzen habe ich ebenfalls das längerfristige Begleiten der Familien schätzen gelernt. Wir können über die Jahre hinweg einfach ungemein viel bewirken und darauf freue ich mich.
Die persönlichen Vorteile für das ärztliche Team sind das eine – wo liegen nun aus Ihrer Sicht die wesentlichen Pluspunkte für die Patient*innen?
Lydia Obernosterer: Wir beide haben unsere Spezialgebiete, Thomas Hofer beispielsweise im Bereich Magen- und Darmerkrankungen und Ernährung und ich in Hinblick auf Infektiologie, Lungenerkrankungen sowie Allergien. Zudem sind wir als Fachärzt*innen, ein Team und können uns jederzeit austauschen und Rücksprache halten. Auch der nahtlose Transfer zur Allgemeinmedizin ist von größtem Wert, ebenso wie der aufrecht bleibende gute Kontakt zum Krankenhaus.
Jetzt sind es ja nur mehr wenige Wochen bis zur Eröffnung, wie geht es Ihnen? Was beschäftigt Sie aktuell?
Lydia Obernosterer: Ich finde, es geht uns allen mit den Vorbereitungen ganz gut. Unser aktueller Fokus liegt darin, Abläufe abzusprechen, Standards zu definieren und diese natürlich zu verschriftlichen.
Thomas Hofer: Das Ganze ist für uns eine spannende Herausforderung. Viele Abläufe werden sich wohl erst im laufenden Betrieb richtig einstellen.
Mit welchen Erwartungen und Wünschen, aber auch Unsicherheiten starten Sie in den neuen Lebensabschnitt? Und welche Botschaft haben Sie an die Eltern?
Lydia Obernosterer: Naja, die Erwartungshaltung an uns, das bestätigen auch viele Statements von Kolleg*innen, ist schon sehr groß. Wir rechnen mit einer großen Nachfrage. Wichtig ist mir in diesem Kontext zu betonen, dass wir unser Bestes tun werden, um die Anforderungen zu erfüllen, aber definitiv nicht vorhaben, Abfertigungsmedizin zu betreiben. Wir möchten uns für unsere Patientinnen und Patienten Zeit nehmen können.
Thomas Hofer: Unsere priorisierte Versorgungsregion ist Traun, und unser beider Qualitätsanspruch ist, wie bereits von Lydia Obernosterer angesprochen, sehr hoch. Wir sind demnach auch realistisch und vermuten, dass wir es nicht allen recht machen werden können. Aber es ist nun einmal eine Tatsache, dass unsere Arbeit mit eineinhalb Kassenstellen nicht die gesamte Versorgungslücke schließen wird können. Uns ist außerdem wichtig zu betonen, dass wir ausschließlich eine Terminordination sind. Natürlich werden wir versuchen auch akute Problemstellungen noch am selben Tag anzunehmen, aber eben mit vorangegangener Terminabstimmung. Uns ist bewusst, dass es dauern wird, bis dieser Prozess eingespielt ist, aber wir möchten hier wirklich von Beginn an konsequent sein und bitten vorab schon um Verständnis.
Und zu guter Letzt, die wahrscheinlich wichtigste Frage: War der Weg zur Fachärztin, zum Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde für Sie immer schon klar? Was zeichnet die Arbeit mit jungen Menschen aus?
Thomas Hofer: Ich persönlich wusste schon in meiner Studienzeit, dass ich mit jungen Menschen arbeiten möchte. Das war quasi alternativlos (lacht). Ich finde die Arbeit mit Kindern ungemein spannend und lustig. Auch gelingt es in der überwiegenden Mehrzahl, dass die Kinder und Jugendlichen wieder ganz gesund werden. Das sind Erfolgsgefühle, die in einem anderen Fach nicht selbstverständlich sind.
Lydia Obernosterer: Ich war während des Studiums in Richtung Gynäkologie und Geburtshilfe orientiert. Ich stellte dann aber fest, es sind die Geburten und die Kinder, die mich wirklich begeistern (lacht), und so war auch mein Weg geebnet. Unser Fachbereich ist für mich einfach unglaublich vielseitig. Wir arbeiten schließlich mit Säuglingen, Kindern und Jugendlichen und vereinen bis zum 18. Lebensjahr alle Fächer. Was für mich in meiner Arbeit auch zählt, ist der Beitrag, den wir im Bereich Prävention leisten – Stichwort Vorsorgeuntersuchungen, Impfprogramme usw. Wir arbeiten dabei vorwiegend mit gesunden Kindern und tun alles, um sie auch für die Zukunft bestmöglich
zu schützen.
Danke für das Gespräch.